Samstag, 0430 Uhr, der Wecker schrillt. Ich versuch meine Gedanken zu ordnen. Wo bin ich, was ist los, was soll das? Die typischen Fragen, wenn man unsanft aus dem Tiefschlaf geweckt wird. Ein typischer Start, wenn man unbedingt immer die Extremdistanzen fahren mag. Extrem- oder Langstrecke heißt in erster Linie senile Bettflucht.
Aber was soll´s.
Der Magen signalisiert bereits das unwohle Gefühl welches sich schon nach dem letzten Training am Freitag einstellte. Die ständige Frage warum nur, warum musst ich mich hier melden. Schierke, also der Endurothon, hat seinen ganz eigenen Charme. Man ignoriert hier jegliche Gedanken an den eigenen Körper oder an sein Material. Hier heißt es nur #BALLERN und das auf die erdenklich heftigste Art und Weise. Der Heavy-Track hier besteht aus einer Vielzahl feinster Trails, egal ob abwärts oder aufwärts. Der Heavy-Ultra-Track ist die Erweiterung und verlangt 5 Runden auf dem Kurs. Von den blanken Zahlen her eigentlich gar nicht so tragisch wie ich find. Es stehen knapp 110km mit annähernd 4000hm zu buche. Sozusagen „nur“ eine halbe Runde der Salzkammergut Trophy. Nur muss man sagen, dass die Trails hier in Richtung Enduro gehen. Somit ist nix damit sich in den Downhills auszuruhen.
Der Start erfolgte 0630 Uhr. Markus zog vorn direkt weg und setzte mal ein fettes Ausrufezeichen was er hier heut vorhatte. Ich habe es erstmal ein wenig bedachter angehen lassen. Somit blieb ich die Hälfte der ersten Runde mit den restlichen Fahrern zusammen. Ich merkte aber recht zügig, dass mir das Tempo zu langsam war. So hob ich die Wattzahlen an, um mich von ihnen abzusetzen. Ein Holländer ging mit und klebte mir fortan am Hinterrad.
Somit zogen wir zu zweit Runde um Runde durch, immer auf der Jagd nach dem Zweitplatzierten.
Ab der zweiten Runde ist mir aufgefallen, dass mein holländischer Mitstreiter in jeder Runde ein wenig abkürzte. Vor allem in dem kleinen Bikepark den man bei jedem Rundendurchlauf durchquerte wurde die vorgegebene Strecke sehr großzügig ausgelegt. Als ich ihn darauf ansprach wurde ich noch wild beschimpft. In mir stieg somit ziemlich die Wut an. Ich nutzte dies und startete in Runde drei im Anstieg zum Wurmberg einen Ausreißversuch. Am höchsten Punkt hatte ich schon eine gute Lücke zu ihm rausgefahren. Im folgenden langen Downhill ließ ich es richtig fliegen und konnte somit noch mehr Boden auf ihn gutmachen.
Von nun an drehte ich allein meine Runden. In der ein oder anderen Situation konnte ich immer Patrick Weitkamp der auf Platz 2 lag sehen. Aber egal was ich machte, ich konnte leider den Abstand nicht mehr verringern. Zu groß war mittlerweile auch die Erschöpfung. Die Strecke verlangte alles ab.
Zu guter Letzt konnte ich auf Platz 3 mit 8 Stunden und 17 Minuten abschließen. Marcus fuhr einen überragenden Start-Ziel Sieg ein mit einer Zeit von 7 Stunden und 52 Minuten.