Seit ich mich mit dem Thema Langstrecken Rennen befasst habe, schwebte mir immer das Race around Austria im Kopf rum. Es ist das härteste Ultracycling Rennen in Europa und gilt als Generalprobe für das Race across America. Tatsächlich finishen die meisten Fahrer des RAA auch das RAAM. Aber darum geht es hier nicht. Fakt ist das Rennen gehört zu einen meiner Träume. Dies Jahr sollte eigentlich die Teilnahme im 2er Team erfolgen auf der Extrem-Distanz über 2200km. Leider klappte dies bei meinem Mitstreiter nicht. Da meine Saisonplanung auf dieses Event ausgerichtet war, war klar es muss von Anfang an einen Plan B geben. Allein auf die Extremstrecke…never…so bescheuert bin nicht mal ich. Aber die kürzere 1500km Strecke traute ich mir zu. Vorteil war mein Team ist mittlerweile Ultracycling erprobt.
Tag 1 – „DAS WARM-UP“:
Es ist so weit. Mittwoch 13.08.2025, 15:02 Uhr. Ich werde auf die Bühne gerufen. Die Moderatorin beginnt das Interview. Meine Nervosität war mir sichtlich anzumerken. Selbst auf einfache Fragen konnte ich kaum antworten. Dann war es endlich so weit. Es ging los. Langsam rollte ich die Rampe runter und wir fuhren die Hauptstraße unter Applaus herunter. Ab da an ging es tief in die Aeroposition und ich nahm Fahrt auf. Mit uns zusammen erfolgte am Mittwoch auch der Start der Challenge Teilnehmer. So war es ein ständiges Überholen und überholt werden. Dies war recht angenehm, da immer was los war. Auch sehr viele Fanlager am Fahrbahnrand pushten einen mehr als gewollt. Temperaturtechnisch war es schon recht heiß. Über 30 Grad standen auf dem Thermometer. So ging es recht flott durch Oberösterreich in Richtung Niederösterreich. Die Nacht brach herein und langsam wurden die Temperaturen auch angenehmer. In der Nacht stand der erste Crew Wechsel und für mich die erste kurze Schlafpause an.
Tag 2 – „AUF DEM WEG ZUR SUPERNOVA“:
Nach der Schlafpause übernahmen Christian, Sandy und Maurice meine Betreuung. Ich benötigte erstmal einige Zeit, um Körper und Geist wieder auf Fahrt zu bekommen. Aber als langsam die Dämmerung einsetzte war ich fast wieder hergestellt. Die Temperatur nahm stetig zu. Schon am Vormittag stand auf dem Thermometer 30 Grad. Mittlerweile fuhren wir auf Teilen der Race around Niederösterreich Strecke. Kurz vor Weitra wartete Xandi Meixner und rollte ein paar Minuten mit. Eine mehr als gelungene Überraschung. Kurz darauf ging es auf das TT-Rad und mit frischem Wind weiter gen Ostgrenze. Immer mehr machten die Temperaturen einen zu schaffen. Schlussendlich hatten wir 36 Grad was nicht wirklich schön mehr war. Immer mehr wurde es zum Problem bei den Temperaturen die Leistung aufrecht zu erhalten. Immer öfter musste ich kurze Pausen einlegen, um den Körper runter zu kühlen.
Mittags stand der obligatorische Crew-Wechsel wieder an. Hierauf freute ich mich am meisten. Warum? An dem Tag den 14.08. hatten Jenny und ich Hochzeitstag. Also ein besonderer Tag in einem besonderen Rennen. Wobei die Umstände an dem Tag alles andere als super waren. Die Hitze am Mittag hatte mir enorm zugesetzt, wodurch die Hauptaufgabe an dem Tag für Crew 1 war, meine Körper wieder auf ein gutes Level zu bringen. Bis in die frühen Abendstunden schleppte ich mich mehr dahin als, dass es ein Rennen war. Mit untergehender Sonne wurde mir eine kurze Schlafpause zugestanden. Diese bewirkte dann ein kleines Wunder. Endlich gingen die Werte wieder hoch und ich konnte mehr Druck aufs Pedal bringen.
Tag 3 – „Der Glutofen ist immer noch an“
2:00 Uhr nachts, Crew-Wechsel und eine Stunde Schlaf. Mittlerweile befanden wir uns am dritten Tag im Rennen. An diesem Samstag stand vor allem die Durchquerung des Lesachtals und die Einfahrt zum Großglockner auf dem Plan. Das Lesachtal überzeugt von Schönheit und stundenlangen Qualen. Über 40km ging es ständig steil bergauf und sogleich wieder bergab. Anfangs noch geschützt durch Bäume die Schatten spendeten, später in praller Mittagssonne. Das Team hatte alle Hände voll zu tun mich stetig zu versorgen. Der Anstieg von Kötschach-Mauthen in Richtung Lesachtal weiß die Teilnehmer des Race around Austria zu zermürben. Dennoch waren wir dann irgendwann oben und konnten in den Downhill gehen. Ich gab noch mal alles, da ich wusste das ein kurzer Powernap in Tassenbach auf mich wartete. Nach der kurzen Pause ging es sogleich mit dem Zeitrad weiter in Richtung Lienz. Am Himmel konnte man erahnen das die nächsten Stunden alles andere als Schön werden. Dunkle Wolken zogen bedrohlich auf und man hörte schon von weiten Donnergrollen. Ich machte mich so klein es ging, um möglichst schnell nach Lienz zu kommen. Dort angekommen begann sofort ein riesiges Gewitter. Wir wechselten das Rad und ich zog das erste Mal in dem Rennen Regenbekleidung an. Nun bogen wir ab auf die Großglockner Straße und ich begann bei wirklich unschönen Bedingungen mit dem Aufstieg. Erst stand ein kürzerer Berg mit knapp unter 600 Höhenmeter auf dem Plan. Dann ging es in eine kurze Abfahrt bevor wir über Heiligenblut den endgültigen langen, steilen Anstieg zum Hochtor begannen. Das Hochtor war an diesem Tag einer der wichtigsten Punkte und absolut Rennentscheidend. Hier war wieder eine Timestation mit einer vorgegebenen Karenzzeit. Sprich überschreitet man diese, dann ist das Rennen sofort beendet. Somit ließen wir die geplante Pause in Heiligenblut aus und gaben alles. Abwechselnd liefen Maurice und Pierre neben mir her und trieben mich immer weiter an. Kurz vor Ablauf des Zeitlimits erreichten wir das Hochtor und der GPS-Tracker sprang um und zeigt die Timestation an. Ab jetzt ging es nur noch runter nach Bruck zum nächsten Crew Wechsel und meiner letzten kurzen Schlafpause
Tag 4 – „Die letzten Stunden“
Kurz vor meiner Schlafpause gab es noch eine riesen Überraschung. Mein großer Sohn Ryan ist klammheimlich von Deutschland angereist mit seiner Freundin Selina, um die letzten Kilometer mich im Pacecar zu begleiten. Mit so einem enormen Motivationsschub waren alle Schmerzen wie weggefegt. Wir machten uns mit Ende der Nacht im strömenden Regen auf in Richtung Sankt Georgen. Auf dem Zeitrad liegend holte ich alle Energiereserven zum Vorschein. Die Kilometer verflogen und selbst der Hochkönig und Dientner Sattel konnten mir nichts mehr anhaben. Die nächste Überraschung erlebten wir ca. 15km vor Rennende. Rainer Steinberger, der seinen Weltmeistertitel erfolgreich verteidigen konnte, wartete mit Teilen seiner Crew auf uns und heizte mir noch mal richtig ein. So begleiteten Sie uns im Konvoi bis Sankt Georgen wo wir von zwei Motorrädern in Richtung Bühne eskortiert worden.
Zu guter letzt standen 3 Tage 20 Stunden und 24 Minuten Fahrzeit auf der Anzeigetafel. Mein Ziel im Zeitlimit zu finishen und weitere Erfahrung zu sammeln wurde somit vollendst erfüllt. Unsere Taktik war sicher sehr konservativ dafür aber robust und zielführend.
Somit geht an der Stelle unser Abenteuer RAA – Race around Austria zu Ende…aber jedes Ende ist zugleich der Anfang von was Neuem…